Highlight 1: Zu Besuch in Strandfontein bei Muizenberg

HOSA Hope Center

 

Ich habe mich vorher nie tiefer mit dem afrikanischen Kontinent beschäftigt und auch in meiner schulischen Ausbildung wenig über die Geschichte von Afrika erfahren. So war die erste Zeit in Cape Town ein grosser Kulturschock für mich.

In meiner sehr kurzen Vorbereitungszeit habe ich auf dem Web und in Büchern wunderschöne Landschaften, die Stadt mit ihren lebendigen und farbigen Quartieren und beeindruckende Weinberge, in der unmittelbaren Umgebung von Cape Town, gesehen. Es im Nachhinein natürlich sehr naiv nur mit diesen Bildern im Kopf an den entferntesten Punkt des Kontinents Afrika zu reisen.

Ich erinnerte mich zum Glück zu Hause noch an das Engagement unseres IT-Fachmanns, Daniel Brülisauer, der vor acht Jahren ein Hilfsprojekt in Südafrika initiert hat. Er transportiert ausgemusterte Computer an zwei Schulen, installiert diese vor Ort und nimmt sie wieder in Betrieb, um den Menschen dort den Zugang zum Internet und die Erstellung von Bewerbungsdossiers etc. zu ermöglichen.

Einer dieser Orte ist das HOSA Hope Center in Strandfontein in der Nähe von Muizenberg. Einer der Hauptverantwortlichen vor Ort ist Marco Spalke. Marco lebt nahe des Centers seit über zwanzig Jahren mit seiner Familie. Ursprünglich nach dem Studium zwecks einer ‘Sinnsuche’ hierher gekommen, wollte er vor Ort etwas ‘Sinnvolles’ bewirken. Aus dieser Motivation sind über die Jahre sieben Hilfsprojekte geworden, die Marco heute vorallem beratend begleitet und vorallem in Deutschland für die Beschaffung von finanziellen Mitteln besorgt ist.

Ich hatte die Gelegeneheit das HOSA Hope Center an zwei Tagen besuchen zu dürfen und mir vor Ort ein Bild davon machen zu können, was hier alles geleistet wird. Umzäunt von drei Meter hohen Gittern und Stacheldraht bilden eine Handvoll Container einen kleinen Weiler, in unmittelbarer Nähe einer kleinen Town Ship. Sie befinden sich hier in einer wüstenartigen Umgebung, in mitten einer der grössten Town Ships in diesem Teil von Südafrika. In ‘Capricorn’ und den angrenzenden Bereichen leben mehr als eine Million Menschen.

Tessa Gardener, die Geschäftsführerin des Centers, führte mich zu Beginn des Tages durch alle Bereiche und übergab mich dann Oncle Peter. Peter, der sich selbst ‘Pastor’ nennt, hat mich auf seine Tagesarbeit in die Aussenbereiche mitgenommen und mir einen Einblick in die soziale Arbeit gegeben. Diese, auf der einen Seite beeindruckende Arbeit, hatte auf der andern Seite für mich vorallem etwas Schockierendes. Ich habe natürlich schon vorher einiges über die ‘dritte Welt’ gehört und zahle jedes Jahr vor Weihnachten und Ostern Spenden an verschiedene Hilfswerke, aber was ich da angetroffen habe, hat meine Vorstellungskraft bei Weitem übertroffen und mich komplett überfordert. Es war kaum auszuhalten mit anzusehen, was Leben auch heissen kann, wenn man in einem Teil auf dieser Erde geboren wird, der so viel weniger priviligiert ist, als wir das von der Schweiz kennen.

Die Bilder zeigen nur einen oberflächlichen Eindruck dessen, was ich sehen konnte. Um dieses Gefühl aber als Gesamtbild wiederzugeben, wäre auch die akustische und olfaktorische Umgebung nötig. Nur so könnte man als Betrachter:in ansatzweise verstehen, wie es sich dort verhält.

Trotzdem verströmt der Ort eine aussergewöhnliche Atmosphäre und bietet den Menschen einen Hort der Sicherheit und der Hoffnung. Eine Aufgabe, die sich schön anhört, aber angesichts dessen was dort im Alltag stattfindet eine unendlich mühevolle Arbeit, die zwar im Kleinen sicher etwas bewirkt, am ganzen korrupten politischen und gesellschaftlichen System aber überhaupt nichts ändert.

Am Ende des Tages brachte mich Marco nach Wynberg, einem Vorort von Cape Town, wo wir seine Tochter in der Highschool abholten, einer Schule, wie ich sie aus amerikanischen oder englischen Filmen kenne. Alles ist sehr adrett und geordnet und die Welt eine ganze Andere als noch eine Stunde vorher. Ein Uber-Taxi brachte mich zurück nach Cape Town und ein Tag, an dem die Kontraste nicht grösser hätten sein könnten, ging zu Ende.

 

Fazit

 

ZIelsetzungen in diesem Teil

Einen Bekannten unserer Schule vor Ort besuchen.

Die Organisation, die Arbeit und die Menschen kennelernen, die sich in einem Hilfsprojekt engagieren.

Die verschiedenen Seiten eines mir unbekannten Landes kennenlernen.

Was nehme ich aus dieser Erfahrung mit?

Es ist erstaunlich wie Erwartungen und die Wirklichkeit so weit auseinanderliegen können. Ich habe eine ‘Schule’ im klassischen Sinn erwartet und bin in einem Camp in der Halbwüste, inmitten eines riesenhaften Town Ship, gelandet.

Der unfassbare Kontrast, den ich an diesem Tag erlebt habe, kann wohl kaum noch überboten werden. Ich war am Anfang schockiert über diese Welt, die ich bisher nur spärlich in Dokumentarfilmen gesehen habe. Dem Elend eins zu eins zu begegnen und trotzdem auch die Hoffnung zu sehen, hat einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bei mir, den ich nie mehr vergessen werde. Mit Dankbarkeit ging ich am Abend in ‘mein’ gemütliches Quartier in der Stadt zurück, welches sich natürlich auch immer noch extrem von dem unterscheidet, was wir in der Schweiz als ‘Normal’ ansehen.

Klar für mich ist, dass ich mich in den Projekten, die unsere Schule hier mitgestaltet, aktiv beteiligen und mitarbeiten will, vielleicht sogar eigene Ideen in Projekte einbringen will.

Fachdidaktische Erkenntnisse

In einem völlig anderen Kontext sehen, wie mit wenigen Hilfsmitteln Unterricht stattfinden kann.

Motivierte, lachende Menschen im Unterrichten sehen, die in einer Umgebung arbeiten, die für die Meisten von uns als unzumutbar eingestuft würde. Das bedeutet für mich persönlich in meinem täglichen Umfeld zufriedener zu sein und auf das, was wir erreicht haben, auch einmal stolz zu sein.

Die Beobachtung der verschiedenen Unterrichtsformen, in den unterschiedlichsten Altersgruppen, haben mir gezeigt, was das Wichtigste ist: Empathie und die Wertschätzung den Mitmenschen gegenüber. Diese Erkenntnis soll mir in meiner zukünftigen Arbeit und bei der Führung meines Team ein Wegweiser sein.

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